REMBRANDT HARMENSZOON VAN RIJN
Adam und Eva
Überblick
Radierung. 16,3 x 11,7 cm
Bartsch, Rovinski, Seidlitz und White-Boon 28/II; Hind 159/II; Biörklund-Barnard 38-D/II; New Hollstein 168/II
Provenienz: Cabinet Brentano-Birkenstock (Lugt 345)
F. A. C. Prestel, Frankfurt, Auktion 16. Mai 1870, Nr. 1321
P & D Colnaghi, London, Lagernummer c.11926
Ch. Cunningham jr. (Lugt 4684)
Superbes Exemplar von kaum zu überbietender Schönheit.
Samtig tiefschwarz, fast gratig zeichnend im virtuos vorgetragenen Lineament - mitunter verdichtet zu eng geführten, gleichwohl noch herrlich transparenten Kreuzlagen, dann wieder sich auflösend zu duftig leichten Texturen, gleichsam überstrahlt vom warmen Sonnenlicht, in das Rembrandt sein erstes Menschenpaar ‚getaucht‘ hat. Dabei unterstützt der zarte, sich zu den Rändern hin intensivierenden Plattenton die geradezu sublime Atmosphäre der Komposition auf das Glücklichste.
Der erste Zustand, vor der Verstärkung der Kontur hinter Adam, existiert nur in zwei Abzügen in London und Wien.
Rings mit feinem Rändchen um die partiell rauh zeichnende Plattenkante.
Selten so schön.
Rembrandts Radierung von 1638 ist wohl eine der psychologisch eindringlichsten Gestaltungen des Themas vom Sündenfall in der Geschichte der Kunst. (Ausst. Kat. >Rembrandt. Der Meister und seine Werkstatt<, Berlin 1991)
Von der herkömmlichen, abgegriffenen Darstellung des ersten Menschenpaares als Idealgestalten ist der Künstler bewußt abgegangen. Adam und Eva haben in ihrer antiklassischen Auffassung wenig von ‘paradiesischer Schönheit’ an sich. Rembrandts Realismus und Ausdruckskraft erfasst sie als echte Menschen von Fleisch und Blut, macht ihre Fähigkeit zur Gewissensentscheidung, ihre Bereitschaft zur Sünde glaubhaft. Durch das interessante Gegenlicht setzten sich die Körper, deren Oberfläche durch das Spiel von Licht und Schatten modelliert sind, klar vom Hintergrund ab, wobei Helligkeitswirkungen entstehen von bisher unerreichter Subtilität.
Rembrandt was criticized by seventeenth- and eighteenth-century writers on art for having shown the serpent, the Tempter, as a winged dragon rather than as the traditional snake. In our time, however, Christian Tümpel has pointed out that Rembrandt’s Satan was inspired by the wingless, lizardlike Satan draped over an archway that aims his spear at Adam and Eve in Dürer’s engraving of >Christ’s Descent into Limbo<. Rembrandt had acquired the >Small Engraved Passion<, the Dürer series to which this print belongs, in the very year, 1638…
(C. S. Ackley)