JACQUES DE GHEYN III

Der Schlaf.

circa 1616
Radierung
22.4 x 16.5 cm (8 ⁷/₈ x 6 ¹/₂ inches)
Wasserzeichen: Straßburger Bindenschild


Überblick


Das seltene Blatt in einem ganz ausgezeichneten, atmosphärisch besonders reizvollen Abzug, dessen prononcierter Plattenton die geheimnisvolle Komposition gleichsam in einen duftigen Schleier hüllt.

Mit bis zu 2 cm Papierrändern um die tonig abgesetzte Plattenkante.


Burchard zählte die ersten druckgraphischen Arbeiten des jungen Jacques de Gheyn III zum Reizvollsten der frühen holländischen Kunst der Radierung überhaupt.

Seine Allegorie des Schlafes nimmt dezidiert Bezug auf Karel van Maders berühmtes >Schilder-Boeck< von 1604, in dessen VI. Buch >Wtbeeldinge der figueren< die Personifikation des Schlafes als jugendliche Gestalt beschrieben wird, da er für die Sterblichen der angenehmste aller Götter sei, begleitet von einem transparenten Horn von dem die wahren Träume ausgehen und einem Elefantenzahn, aus dem die bedrohlichen oder auch falschen Träume kommen. In de Gheyns famoser Bildschöpfung, in der sich die Figur des Schlafes fast gänzlich hinter den bizarren Faltenformationen ihres Gewandes verbirgt, entweichen jedoch nur dem transparenten Horn die wahren Träume als ähnlich skurril gestaltete knorpelige Gebilde einer aufsteigenden Rauchwolke. Dies entspricht ganz der Aussage des französischen Verses im Unterrand, der von der Wohltat kündet, die der Schlaf jedem Menschen bereite, sei er König oder Hirte, ganz gleich ob er zu den Glücklichen oder Unglücklichen gehöre.

 

JACQUES DE GHEYN III

Der Schlaf.