PHILIPPE THOMASSIN

Das Jüngste Gericht

1606
Engraving from 8 plates Kupferstich von 8 Platten
147.4 x 105.5 cm (58 x 41 ¹/₂ inches)


Provenienz

Fürsten von Liechtenstein

Überblick


Die monumentale, von 8 Platten gedruckte Komposition in einem seltenen Frühdruck vor der späteren Rossi Adresse.
Zur Stabilisierung diverser Erhaltungsmängel der großformatigen Blätter separat bzw. paarweise alt-aufgezogen auf insgesamt sechs festen Unterlagepapieren mit gelegentlichen Federretuschen zur Ergänzung kleinerer Fehlstellen. Sämtlich montiert auf den originalen Untersatzbögen der Sammlung der Fürsten von Liechtenstein.


Eine der drei nach eigenem Entwurf entstandenen Kompositionen des Künstlers im Riesenformat.
Sein dem Kardinal Pompeio Arrigoni gewidmetes Jüngstes Gericht steht ganz in der langen ikonographischen Tradition des endzeitlichen Sujets. Gegliedert in drei übereinander angeordneten horizontalen Ebenen, konfrontiert die Komposition in geradezu propagandistischer Weise die himmlische Sphäre des zu Gericht sitzenden Christus mit der infernalischen Szenerie der Hölle im untersten Register. Die  Auferstehung der Toten am Jüngsten Tag bildet sozusagen das Zentrum, von dem aus sich das dramatische Geschehen weiter entwickelt: Die Leiber entsteigen den Gräbern, die Seelen werden von Engeln aus dem Fegefeuer geführt und ie Waagschalen des der Erzengels Michael, der in kämpferischer Auseinandersetzung mit Luzifer um jeden Einzelnen ringt, entscheiden darüber, ob der Weg in die ewige Seligkeit oder die ewige Verdammnis führt. Den Seligen steht das Tor zum himmlischen Jerusalem offen. Die Verdammten jedoch werden direkt in den Schlund der Hölle gezogen mit all ihren detailliert geschilderten Qualen. Hoffnung, zu den Erwählten zu gehören, vermittelt allein die unterste Zone der Himmlischen Sphäre, in der dem Richter, gleichsam als Erinnerung an sein am Kreuz vollbrachtes Erlösungswerk, die Leidenswerkzeuge präsentiert werden. Eine speziell franziskanische Note hat Thomassin seiner Darstellung des Jüngsten Gerichts dadurch verliehen, daß er das Kreuz nicht von einem Engel, sondern vom stigmatisierten Heiligen Franziskus halten läßt, der kniend Fürbitte leistet, herausgehoben aus der Schar der übrigen Heiligen, die sich in der Zone darüber versammelt haben.

Thomassins Jüngstes Gericht hat nicht zuletzt durch die Neuauflagen durch Rossi und die Calcografia Camerale weite Verbreitung bis nach Lateinamerika erfahren. Besonders eindrucksvoll ist in der Umsetzung durch Diego Quispe Tito in seinem 1675 für den Franziskanerkonvent in Cusco, Peru entstandenen Gemälde.


 

PHILIPPE THOMASSIN

Das Jüngste Gericht